Kirche Weitental

†  Gott ist die Liebe - Er liebt dich  †
 Gott ist der beste und liebste Vater, immer bereit zu verzeihen, Er sehnt sich nach dir, wende dich an Ihn
nähere dich deinem Vater, der nichts als Liebe ist. Bei Ihm findest du wahren und echten Frieden, der alles Irdische überstrahlt

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*Anbetung live*

Entschleunigung

in dieser hektischen

ZEIT

 

Wir leben in einer Zeit, in der kaum jemand mehr Zeit hat. Kürzlich klagte eine Bekannte, die in der Kirche für eine Veranstaltung freiwillige Helfer suchte: „Es ist schwer, jemand zu finden, der nicht schon komplett mit Aufgaben eingedeckt ist und einen gerammelt vollen Terminkalender hat.“ Was also soll man angesichts dieses chronischen Zeitmangels tun? Schneller werden! Denn wer wenig Zeit hat, muss sich beeilen. Und in der Tat wird alles immer schneller: Autos, Computer, Internet, Smartphones ...immer schneller und leistungsfähiger dreht sich die Welt, in der wir leben – aber Zeit gewinnen wir dadurch nicht. Im Gegenteil! Je schneller wir leben, desto weniger Zeit haben wir. Nicht der Zeitmangel treibt uns zur Eile, sondern das Hasten nimmt uns die Zeit weg. Das ist (im wahrsten Sinne des Wortes) ein Teufelskreis. Wie aber diesen Kreis durchbrechen? Dieser Frage wollen wir in dieser Ausgabe, die den Titel Entschleunigung, trägt, nachgehen. Ein relativ junges Wort, das sich als Gegenwort zur allgegenwärtigen Beschleunigung gebildet hat und das Unbehagen vieler Menschen, angesichts des rastlosen Treibens und Hetzens, zum Ausdruck bringt.


 
I N H A L T
 

 

John Henry Newman


Englischer Kardinal des 19. Jhdts., Gelehrter, 30 Bände Briefe und Tagebücher, 40 Bände theologische Literatur, erst Anglikaner, dann Katholik – ein Leben, weit von unserem entfernt?! Schauen wir genauer hin: dieser Mann hat die eine Hälfte seines Lebens damit verbracht, die wahre Kirche zu suchen – und die andere Hälfte, sie zu lieben...

Es ist unmöglich, Newmans 70 Bände hier bändigen zu wollen und sein langes Leben wird nur kurz umrissen. Was aber deutlich werden soll: wie er als ursprünglich Außenstehender mit allen Kräften nach der Wahrheit in der Religion suchte – und sie erstaunlicherweise fand!


Bilderbuchkarriere
John Henry Newman wird im Jahr der Gründung des „United Kingdom“ geboren, am 21. Februar 1801. Sorglose Kindheit als ältestes von sechs Geschwistern einer Bankiersfamilie in einer Hochphase des Landes. Er wird in die religiöse Umgebung der Church of England hineingeboren, der Mutterkirche von heute weltweit 38 anglikanischen Kirchen. Sie sieht sich als reformierte katholische Kirche, untersteht dem britischen Monarchen und umfasst das Spektrum zwischen High Church (katholisch) und Low Church (protestantisch-calvinistisch).

Zur selben Zeit erlebt England den Aufstieg einer neuen Ideologie, die im Zuge des Rechts auf Selbstbestimmung auch jeden absoluten Wahrheitsanspruch von Religionen ablehnt – den Liberalismus. Glaube wird als rein subjektive Meinung aus der Öffentlichkeit verdrängt.

John Henry wird der Glaube zeitlebens alles sein – nur keine Sache der Meinung. Schon die Entscheidung zu glauben, ist keine vom Elternhaus übernommene Konvention. Unter dem Einfluss der Aufklärer will er „tugendhaft, aber nicht religiös“ sein. Durch Gespräche mit einem Geistlichen an seiner Schule erfährt der 15jährige Glauben nicht als vages Gefühl, sondern als Bekenntnis zu objektiver Wahrheit. John Henry beginnt das Studium am Trinity College der Universität Oxford. Schon mit 21 wird er nach den Schlussprüfungen zum „Fellow“ (Mitglied des Hochschulkaders) gewählt. Bilderbuchkarriere! In Oxford hält man große Stücke auf ihn, doch er ist kein Freund der „Gentlemankirche“ vieler Kollegen: „Sie waren vernünftig, tolerant (...) alles das war gut (...) aber das Leben des Neuen Testaments war es nicht.“ Am 29. Mai 1825 die Weihe zum anglikanischen Priester. Er wechselt nun zwischen Pfarramt und Hochschulbetrieb.

Als Pfarrer von „St. Mary the Virgin“, der Kirche von Oxford, entfaltet sich der Seelsorger: Krankenbesuche (damals noch ungewöhnlich), Predigten über Heiligkeit als Ziel (heute noch ungewöhnlich). Seine Predigten aus dieser Zeit sind – siehe unten via Internet - ein leicht zu hebender Schatz! Newman zielt ins Zentrum des christlichen Glaubens: „Was haben wir für Christus gewagt?“, fragt er in einer Predigt. „Ich fürchte wirklich, dass die meisten (...) so leben, wie sie leben würden, wenn sie das Christentum für eine Fabel hielten ...“ Als Tutor (Lernbegleiter) sieht er seine Aufgabe auch als Seelsorge. Ein kleiner Kreis von Kollegen teilt seine Ansicht, seine liberalen Vorgesetzten weniger... 1830 verliert Newman den Streit um die pastorale Seite des Tutorenamtes – und das Amt dazu.

Seine Karriere endet, bevor sie richtig begann. Später wird Newman sagen, dass dies der Beginn der „Oxfordbewegung“, die versuchte Erneuerung der anglikanischen Kirche nach urkirchlichen Wurzeln, war. Bereits seit 1828 liest er die Schriften der „Alten Kirche“, jener der ersten Jahrhunderte: Augustinus, Origenes, Gregor, Ambrosius usf. Er schreibt eine Geschichte der Arianer, ihre Auseinandersetzung mit dem hl. Athanasius um die Gottgleichheit Jesu Christi.

Die Suche nach der Wahrheit
Newman ist nicht der einzige, der deshalb Bedarf sieht, die Church of England einer zweiten Reformation zu unterziehen. Wie weit er dabei geht? Weit zurück! Die „Alte Kirche“ vor der Spaltung wird ihm zum Maßstab für die Wahrheit seiner eigenen Kirche. Gemeinsam mit Freunden, v.a. John Keble und Edward Pusey, verfasst Newman Flugschriften, die sogenannten „Tracts of the Times“. Wir sehen John Henry über Land reiten, die Schriften in den Dörfern verteilen. Verwandte und Freunde sorgen für die Verteilung und so erreichen die Tracts nicht nur ganz England, sondern auch die USA und Australien!

Die Tracts (Abhandlungen) folgen immer 3 Grundsätzen: objektive Wahrheit, sichtbare Kirche und – einer ausdrücklichen Ablehnung der röm.-kath. Kirche und des Papstes. Insgesamt 90 Tracts erscheinen von 1833 bis 1841, Newman schreibt 29. In einer ganzen Serie davon will er den neuen Ort des Anglikanismus bestimmen – und entwirft sein Modell der „Via Media“. Diese sagt: die Protestanten haben den Glauben der Alten Kirche verworfen, die Katholiken ihn durch Dogmen und Volksglauben verzerrt. Lediglich die Anglikaner sind Bewahrer des Erbes und gehen den Mittelweg zwischen zwei Extremen.

Aber gerade weil Newman sich auf die Alten Kirche beruft, entdeckt er den Haken dabei: zu Athanasius´ Zeiten gab es „Halb-Arianer“, die Jesus nur „gottähnlich“ sahen. Dieser damalige Mittelweg war falsch! Seine Zweifel will er mit seinem Buch „Das prophetische Amt der Kirche“ vertreiben. Im Schreiben erlangt er aber erst recht die Einsicht: die über Jahrhunderte ausgeformten Lehrsätze der Kirche sind keine Verunstaltungen des Glaubens, sondern allmähliche, organische Entwicklungen einer einzigen Wahrheit.

Mit Tract Nr. 90, der zeigen soll, dass ausgerechnet die 39 Glaubensartikel, die festungsartige Doktrin der Anglikaner gegen die römische Kirche, derselben gar nicht so fernstehen, outet er sich völlig! Ein Stich ins Wespennest! Der Traktat wird von der Uni zensiert. Die Traktarianer werden „gebeten“, nichts mehr zu verbreiten. Newman zieht sich mit Freunden nach Littlemore, nahe Oxford, zu Gebet, fasten, Studium zurück...

Der Schatz im Acker
Newman sieht sich als Anglikaner nun „auf dem Sterbebett“. Einem Freund schreibt er: „Die Wahrheit ist, dass ich kein guter Sohn der Kirche von England mehr bin (...) Ich liebe die Kirche von Rom zu sehr. Nun sei ein netter Kerl und verbrenne dies.“ Bald darauf legt er sein Amt als Pfarrer nieder. Seine Zweifel an seiner „Via Media“ lassen ihm die aggressive Haltung gegen den Papst aufgeben. 1843 widerruft er alle seine Anklagen gegen die röm.-kath. Kirche.

Für sein Verhältnis zur Church of England will er letzte Gewissheit: „Kann ich (ganz persönlich, nicht ein anderer) als Mitglied der englischen Kirche gerettet werden?“ Zur Entscheidungsfindung beginnt er seinen „Essay über die Entwicklung der christlichen Lehre“: „Nie hat mich etwas so harte Gedankenarbeit und Aufregung gekostet.“
Während des Schreibens erkennt er, was er dreißig Jahre lang eigentlich ersehnt hat: „Tiefe und Macht in der katholischen Religion, eine Fülle der Befriedigung in ihrem Bekenntnis, ihrer Theologie, ihren Riten, ihren Sakramenten, ihrer Disziplin, die Freiheit und Stütze zugleich ist“. Worte, die auch heutigen Katholiken das Herz aufgehen lassen (sollten). Sein Buch bleibt unvollendet. Am 3. Oktober verzichtet Newman auf seine geliebte Fellow-Stelle. Am 8./9. Oktober 1845 verfasst er neunzehn Briefe an engste Freunde und Verwandte: „In dieser Nacht schläft P. Dominikus, ein Passionist, hier (...) Ich will ihn bitten, mich in die Kirche aufzunehmen, von der ich glaube, dass sie die eine Herde des Erlösers ist.“ Der 1963 seliggesprochene Italiener Dominic Barberi spürte von Jugend an den Ruf nach England. Nun legt Newman bei ihm Beichte und Glaubensbekenntnis ab. Am folgenden Morgen feiern sie hl. Messe, Newman kommuniziert erstmals als Katholik.

Seine Konversion ist kein Bruch mit alten Überzeugungen, sondern Verwirklichung seiner „Vision des Friedens“: die Erkenntnis, dass die Kirche Roms auch Kirche der Väter ist - und somit jene Jesu Christi. Er gleicht dem Mann, der den Schatz im Acker findet – und alles dafür hingibt: Anstellung, Einkommen, Beziehungen. Viele betrachten ihn als Verräter: „Wenn sie einen nicht sofort verleugnen, dann lassen sie einen allmählich fallen.“

Isolation und Nacht
Er sucht nach einer Form für sein neues Leben und findet sie 1846 in der Gründung eines Oratoriums nach dem Vorbild des hl. Philipp Neri in Birmingham: ein Zusammenleben von Priestern und Laien ohne besondere Formen und Gebräuche „außer der gegenseitigen Liebe und harte Arbeit.“ Ein Jahr lang muss Newman nach Rom - zum Studium an der Gregoriana. Einer der größten Gelehrten seiner Zeit stellt sich als Prüfling dem Examen! Demütig - vielleicht mit einem kleinen Lächeln ... Am 30. Mai 1847 wird Newman dort zum katholischen Priester geweiht.

Nun will er den gehobenen Schatz ummünzen - zunächst mit Vorträgen für Laien. Er ruft zum öffentlichen Zeugnis für die Wahrheit auf: „Die Zeit zum Reden ist gekommen (...) verbergt eure Talente nicht in der Serviette. Ich wünsche mir Laien (...) die so viel über geschichtliches Wissen verfügen, dass sie ihre Religion zu verteidigen wissen“.

Was am „katholischen Newman“ nun das Erstaunliche ist: seine Erfolglosigkeit. Viel Misstrauen schlägt dem ehemaligen Anglikaner entgegen, Enge, Mittelmaß und wohl auch Neid seiner Umgebung hemmen seine Bemühungen über Jahre und schaffen viele Enttäuschungen. Wie?

Indem der Primas von Irland, Paul Cullen ihn als Rektor für die neue Universität Dublin will. Sieben Jahre arbeitet Newman hart am Projekt, dass nicht der Lehrer die Wirklichkeit filtert, sondern selbst eine Haltung vermittelt, die Studenten befähigt, die Geister zu unterscheiden. „Wissen ist nichts im Vergleich zum Tun.“ Den irischen Bischöfen ist die „Filtermethode“ jedoch lieber ...

Oder indem Kardinal Wiseman 1857 ihm das Werk einer englischen Bibelübersetzung anbietet. Newman nimmt „ohne Zögern“ an. Er wirbt Mitarbeiter an, beschafft sich Unterlagen. Und dann meldet sich aus unerfindlichen Gründen keiner mehr. Bedenkt man Newmans Wissen und Stil, darf man annehmen, dass hier eine großartige Übertragung verspielt wurde.

Oder indem ihm 1859 die Leitung des „Rambler“, einer Zeitschrift für gebildete Katholiken, von Bischof Ullathorne angeboten wird. Zögernd willigt Newman ein. In der Juli-Ausgabe setzt er sich mit Laien auseinander, und meint, dass der lebendige Geist der Gläubigen den empfangenen Glauben treu überliefert: „Ich denke, dass die lehrende Kirche sicher glücklicher ist, wenn sie solch begeisterte Anhänger um sich hat, als (...) einen nicht entfalteten Glauben (...) was bei den Gebildeten mit Indifferenz und bei den Einfachen mit Aberglauben enden wird.“

Was hundert Jahre später durch das II. Vatikanische Konzil formuliert wird, wertet man als Angriff auf die kirchliche Autorität. Ein DogmatikProfessor bezichtigt ihn der Häresie, er wird in Rom angezeigt und bleibt in der Folge jahrelang unter Verdacht - „Dr. Newman ist der gefährlichste Mann in England“ heißt es - er selbst weiß nichts davon...

Er spürt die zunehmende Isolation, eine „dunkle Nacht“. Vier Jahre schreibt Newman nichts, nur Tagebuch: „Als Protestant empfand ich meine Religion kümmerlich, aber nicht mein Leben; und nun als Katholik ist mein Leben kümmerlich, aber nicht meine Religion.“

Die lang versagte Bestätigung
Was am „erfolglosen Newman“ weiters erstaunlich ist: er nimmt alles ohne Verbitterung hin, rechtfertigt sich stets auf gute, englische Art. In großer Liebe zur Kirche kennt er kein Aufbegehren gegen Vorgesetzte. Sie hätten keinen Anspruch auf seine Bewunderung, aber auf seinen Gehorsam, schreibt er.

1864 löst ausgerechnet ein Gegner Newmans das Comeback des Konvertiten aus. Der Geschichtsprofessor Charles Kingsley schreibt launig in einer Buchbesprechung, dass Wahrheit nie eine Tugend des römischen Klerus gewesen sei und dass P. Newman dies bestätige.

Hier wurde nicht nur er, sondern die gesamte katholische Geistlichkeit als verlogen bezeichnet. Newmans weiß: Fakten können diese Unterstellung nicht beseitigen. Newman muss einen „wahren Schlüssel zu meinem ganzen Leben geben, ich muss zeigen, was ich bin“.

Er schreibt 400 Seiten in 2 Monaten, „von morgens bis abends“, „während der Mahlzeiten“, oft sechzehn Stunden täglich. Die Leute lernen einen neuen Typ des katholischen Priesters kennen: einfühlsam, aufrichtig. Die „Apologia pro vita sua“ wird von unzähligen Menschen gelesen, diskutiert, kommentiert. Die Leser verstehen, dass Newman in den Jahrzehnten seiner Suche immer nur einem folgte: der Wahrheit, die er „umarmen würde, wo immer ich sie fände.“ Und viele verstehen, dass er sie fand. Und worin... Er schafft der katholischen Kirche in England Ansehen. Auch bei Anglikanern.

Ignoriert wird er nun nicht mehr. Auch sein folgendes Buch „Grammar of Assent“, wird stark rezipiert. Newman verteidigt den Glauben als legitimes Produkt rationaler menschlicher Aktivität, welche der menschlichen Natur gemäß ist.

Gegen Ende seines Lebens erfährt John Henry Newman die lang versagte Bestätigung – durch jene Institutionen, die ihm am meisten bedeuten: 1877 ernennt ihn die Universität Oxford zum Ehrenfellow von Trinity. Nach 30 Jahren kehrt er in „sein“ College zurück, „wo ich den Kampf des Lebens begonnen habe“.

„Die Welt begnügt sich damit, die Oberfläche in Ordnung zu bringen; die Kirche will gerade die Tiefen der Herzen erneuern.“ John Henry Newman


Von der Kirche durchdrungen
1879 wird Newman in Rom zum Kardinal erhoben. Anlässlich der Verleihung hält er die sogenannte „Biglietto-Rede“ und es ist beinahe unheimlich, wie er die heutige Situation erfasst; hier einige Worte aus einer prophetischen Rede, die es wert ist, sie ganz zu lesen: „Seit dreißig, vierzig, fünfzig Jahren bemühe ich mich (...) dem Geist des Liberalismus in der Religion zu widerstehen (...) die Lehre, dass es keine positive Wahrheit in der Religion gibt, dass vielmehr ein Glaubensbekenntnis so gut ist wie das andere, und diese Lehre gewinnt täglich an Inhalt und Kraft (...) Sie lehrt, alles müsse toleriert werden, denn alles sei schließlich eine Sache der persönliche Ansicht (...) Praktische Prinzipien sollen an die Stelle der Religion treten (...) So sind die Verhältnisse (...) Ich beklage sie zutiefst, weil ich voraussehe, dass sie für viele Seelen der Ruin sein können. Aber ich fürchte keineswegs, dass sie dem Wort Gottes (...) wirklich irgendeinen ernsthaften Schaden zufügen können. (...) Unsicher dagegen ist die besondere Art und Weise, wie die Vorsehung ihr auserwähltes Erbe aus dieser Lage befreit und rettet.“

Interessant, dass Newman selbst zur besonderen Art und Weise dieser Vorsehung gehört. Sein Leben und Werk stehen hart im Gegensatz zu jenen, die den katholischen Glauben relativieren oder „von Null weg“ neu erfinden wollen. Am 11. August 1890 stirbt John Henry Newman. Tausende Menschen stehen vor der Oratoriumskirche in Birmingham an. Nicht nur ein Kardinal wird beigesetzt - auch ein junger Calvinist, ein Oxford-Gelehrter, ein anglikanischer Pfarrer... Ein Leben unvorhersehbar gerundet, die Fülle jener Kirche widerspiegelnd, die er als wahre fand. Er, der die Kirchenväter so sehr schätzte, scheint unseren Tagen selbst einer geworden. Newman war eine „anima ecclesiastica“, eine von der Kirche durchdrungene Seele. Stets auf konkretes Handeln im wirklichen Leben aus und dabei völlig gottbezogen. Und sein nach vielen Enttäuschungen und Kämpfen in Versöhnung ausklingendes Leben ist wie eine kleine Heilsgeschichte, in die große eingebettet.

Am 19. September 2010 sprach Papst Benedikt XVI. Newman bei einem Gottesdienst in Birmingham selig. Als liturgischen Gedenktag bestimmte er den 9. Oktober, den Tag von Newmans Aufnahme in die katholische Kirche.

Textquelle: Günter Biemer, John Henry Newman. Leben und Werk. Mainz 1989 John Henry Kardinal Newman, Apologia pro vita sua. Illertissen 2013 The International Centre of Newman Friends (Homepage) http://www.newmanfriendsinternational.org/german
 

 

Kraft aus der Stille


Erholung ist ein Wort, ähnlich wie „auftanken“, das mir neben seiner positiven Bedeutung immer auch ein wenig Unbehagen bereitet. Bei dem Wort „auftanken“ ist mir dieses mulmige Gefühl etwas klarer: man ist bei diesem Wort sofort an ein Auto oder an eine leere Batterie, die man aufladen muss. Der Mensch ist aber keine Maschine, dessen „Energietank“ leer wird, sodass er wieder aufgefüllt werden muss. Der Mensch schöpft aus einer Quelle und diese Quelle fließt umso reicher, je mehr er daraus schöpft. Das Wort Gottes ist die „Energie“, der Heilige Geist die Kraft, die nie versiegt und die unermesslich größer ist als alle physischen und psychischen Energien dieser Welt. Kraftlosigkeit oder Erschöpfung kommen oft aus dem Versuch, mit eigenen Kräften zu bewerkstelligen, was nur in der Kraft des Schöpfers, der in uns wirkt und wohnt, möglich ist; anstatt im Strom des Lebens zu stehen, wie er von Gott zukommt, anstatt mit Gott zu wirken und zu schaffen, versucht der Mensch, die Welt nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Bei dem Wort „Erholung“ verhält es sich ähnlich, wenn auch der Begriff nicht so technisch geprägt ist wie „auftanken“. Natürlich hat „Erholung“ auch einen ganz positiven Sinn, dem man übrigens auch dem Wort „auftanken“ beilegen kann. In diesem positiven Sinn bedeutet es, Erschöpfung und Müdigkeit durch Ruhe zu heilen, der Anspannung unseres Lebens durch Stille und Entspannung zu begegnen und so den Körper wieder zu stärken und den Geist neu zu beleben - so wie dafür auch der Schlaf vonnöten ist. Die negative Seite ergibt sich nicht aus der Sache an sich, sondern daraus, wie die Prioritäten unseres Lebens gelagert sind und wie demzufolge Erholung verstanden wird und aussieht.

nspannung und Tun gehören ebenso zum Leben wie Entspannung und einfaches Dasein. Allerdings hat sich mit der Neuzeit (Emmanuel Kant war dabei einer der Protagonisten) der Schwerpunkt verschoben: lagen in Antike und Mittelalter die hohen Werte wie das Gute, das Schöne oder das Wahre im Sein begründet (was einen Schöpfer voraussetzt), so verschob der Mensch in der Neuzeit zusehends den Sinn und den Wert auf das Tun. „Umso anstrengender, umso wertvoller“ – nach Emmanuel Kant gilt das für jede philosophische Erkenntnis. In einer falsch verstandenen Frömmigkeit wurde das auch für den christlichen Glauben übernommen: „Umso anstrengender, umso frömmer“. So stellen wir uns Heiligkeit auch als äußerste Anstrengung vor – dabei sagt der hl. Thomas von Aquin, dass das Heilige mehr im Guten als im Schweren liegt.

Diese Werteverschiebung hat uns heute zum modernen Leistungsdenken geführt. Das bewirkt, dass beinahe jeder unter Zeitmangel leidet und Erschöpfung als Symptom der modernen Lebensweise schlechthin gelten kann. Das kommt vermutlich nicht von einem größeren Arbeitspensum; Arbeitszeit und Arbeitsleistung waren in früheren Zeiten sicherlich nicht geringer. Die Anspannung kommt aus dem Anspruch, der an uns ergeht: nur durch unser Werk und unser Tun scheinen wir sinnvolle Existenzen zu sein. Wenn der Mensch selbst den Grund von Sinn und Wert im Leben legen soll, wird er immer überfordert sein. Selbst der Erfolgreichste wird im Innersten das Gefühl haben, nicht genug getan zu haben. Dieses Gefühl zeigt sich als die typisch neuzeitliche Getriebenheit und Unruhe: wie beim Fahrradfahren fällt man um, wenn man nicht in Bewegung ist. Unsere gesamte moderne Gesellschaft und Wirtschaft sind, da ihnen der ruhende Pol des Ewigen abhanden gekommen ist, wie verzweifelt auf Wachstum und Bewegung gegründet.

Die grundsätzliche Lebensfrage lautet daher: Was ist der Grund und Boden unseres Seins? Bauen wir unser Leben auf ein menschliches Werk (bei dem auch Entspannung und Religion ihren Platz bekommen können und eine Aufgabe erfüllen) oder bauen wir unser Leben auf einen Sinn, der uns von der Ewigkeit her zukommt, genauer gesagt: bauen wir auf den Vater und Schöpfer allen Seins und auf Christus, den Retter und Erlöser? Damit zeigen sich auch die unterschiedlichen Weisen der Erholung. Wenn unsere natürliche Seinsweise das endlose Arbeiten und Werken ist, dient Erholung nur der Sammlung von Kräften, die uns zu erneutem Tun befähigen. Das erinnert eben an Batterien, die aufgeladen werden müssen, damit durch ihre Energie etwas geleistet werden kann, was ihr Zweck und ihre Aufgabe ist.

Wenn aber unser Sein in einem ewigen Sinn gegründet ist, der nicht erarbeitet, nicht verdient werden muss, sondern geschenkt ist, bekommt Erholung einen ganz anderen Charakter: Sie wird zu einer Besinnung auf das Wesentliche, ein Eintauchen in die Freiheit der Gotteskinder, ja eine Befreiung von den Folgen der Sünde, durch die der Ackerboden verflucht ist und der Mensch sich nur unter Mühsal ernähren kann (vgl Gen 3,17).

Entweder definieren wir unser Leben durch unsere Leistungen, unsere Arbeit und unser Werk, dann brauchen wir Erholung, damit wir wieder fit für den rastlosen Lebensprozess werden – oder wir empfangen unser Leben als Geschenk und erholen uns in der Gegenwart des Gebers aller Gaben, um auf der Basis des rechten Seins das Richtige und Gute zu tun, das in unserer Verantwortung liegt; und dort auf die Barmherzigkeit zu vertrauen, wo unsere Schwäche zu groß ist. Der Weg zu einer echten Erholung ist eine tiefgreifende Umkehr von einer Leistungsgesellschaft zu einer Gemeinschaft, die aus der Begegnung mit Christus ihre Kraft schöpft. Denn so spricht der Herr, der Heilige Israels: Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung, nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft (Jes 30,15).
Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung, nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft. Jes 30,15
 

Weiterführende Themen: 

Befreit aus Gewalt und Hass  Meves: gegen den Zeitgeist  / Muslimin wird Christin

 

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